Noch immer werden Frauen in unserer Gesellschaft schlechter behandelt als Männer. Besonders auf dem Arbeitsmarkt kommt es noch vor, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Gehalt als Männer erhalten. Der Unterschied liegt etwa bei 6 bis 7 Prozent. Es ist wichtig, diesen Wert losgelöst von den ca. 21% zu sehen, die oftmals von Feministen propagiert werden. Ein Lohngefälle von 21% besteht, weil Frauen viel häufiger schlechter bezahlte Berufe wählen. Will man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, sind die 6% Lohnunterschied maßgebend. Diese 6% sind ohnehin schlimm genug und müssen nicht skandalisierend künstlich in die Höhe getrieben werden, nur weil sie dann eindrucksvoller sind oder dramatischer wirken.
Ohnehin ist diese Differenzierung wichtig, um erfolgreich Ursachenbekämpfung betreiben zu können. Gleichen Lohn für gleiche Arbeit kann man durch Tarifverhandlungen und entsprechend einheitliche Tarifverträge erwirken. Um Frauen dazu zu bewegen, nicht zwangsläufig einen klassischen Frauenberuf zu ergreifen, sind gänzlich andere Methoden anzuwenden. Zum einen muss ein Umdenken bei den Frauen selbst erfolgen. Sie sollten nicht die Opferrolle annehmen und aktiver gegen Stereotypisierungen ankämpfen. Dazu sind Vorbilder erforderlich. Diese gibt es zwar. Doch es reicht nicht aus, an dieser Stelle stets bloß Angela Merkel zu nennen. Die Gesellschaft braucht mehr weibliche Vorbilder. Sicher ist es nicht leicht, die Beschränkungen im Kopf – erlernt durch die Gesellschaft – abzubauen.
Doch diese Eigeninitiative ist dringend erforderlich. Zum anderen ist auch die Gesellschaft als Ganze in der Pflicht, entsprechende Rahmenbedingungen zu bieten. Das beginnt damit, Mädchen sowohl zuhause als auch im Kindergarten selbstbewusster zu erziehen und endet damit, einen leichteren Wechsel von Arbeit in Teilzeit zur Vollzeitarbeit zu ermöglichen. Nur ein Zusammenspiel zwischen einer Erziehung frei von Klischees über weibliche Vorbilder und gerechten Rahmenbedingungen, z.B. auf dem Arbeitsmarkt, bis hin zum Entwickeln von Eigeninitiative und dem Heraustreten aus Opferrollen ermöglicht es Frauen, gleich und vollwertig in der Gesellschaft behandelt zu werden. Frauenquoten sind eher kontraproduktiv. Denn eine solche Quote unterstreicht die Opferrolle der Frau sogar noch, anstatt sie zu negieren. Frei von Quoten sollte es um Kompetenz gehen und nicht um das Geschlecht. Qualitative Verbesserungen sind nicht immer evaluierbar oder durch Zahlen und Quoten auszudrücken.
Wer sich fragt, ob nicht auch Männer selbstkritisch einen Teil zur Stärkung der Frauenrechte beitragen sollten, der erhält als Antwort ein klares „ja“. Als Väter sind sie für eine gerechte Erziehung ihrer Töchter (und auch ihrer Söhne, damit sie keine Machos werden) mitverantwortlich. Als Gewerkschafter sind sie für entsprechende Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und Lohn mitverantwortlich. Und als Teil der Gesellschaft im Allgemeinen sind sie dafür mitverantwortlich, zielstrebigen und durchsetzungsstarken Frauen die gleichen Attribute zuzuschreiben wie Männern: dominant und führungsstark anstatt hysterisch und zickig. | von Stefan Seefeldt