In Punkto Toleranz scheint es heutzutage nur zwei Sichtweisen zu geben: entweder ist man kompromisslos und unkritisch tolerant gegenüber allen Lebensweisen in unserer Gesellschaft, oder man ist Rechtspopulist und gegen eine vielfältige Gesellschaft mit unterschiedlichen Lebensweisen. Einen differenzierten Mittelweg scheint es nicht mehr zu geben. Dies betrifft nicht nur die Flüchtlings- und Islamdebatte, sondern auch die Genderdebatte, die von vielen Queers geführt wird. Doch was besagt sie eigentlich?
Einen trennscharfen Unterschied zwischen der Queer- und der Genderbewegung kann man nicht ziehen. Beide sind aus der Frauen- und Schwulenbewegung heraus entstanden. „Queer“ ist der Sammelbegriff für schwule, bisexuelle, lesbische, transidente, pansexuelle, intersexuelle und alle anderen Identitäten. Einzige Ausnahme: Heterosexuelle mit einem heteronormativen Lebensstil gehören nicht dazu. Queere Personen wollen Geschlechterkategorien („männlich“ und „weiblich“) dekonstruieren und darauf hinweisen, dass sie nicht natürlich sind, sondern vom Menschen gemacht wurden.
Gender kommt aus dem Englischen und beschreibt das soziale Geschlecht. Das Gegenstück dazu ist der englische Begriff „sex“, mit dem das biologische Geschlecht gemeint ist. Es gibt unterschiedliche Körper. Aber welches soziale Geschlecht man einem Körper zuweist, hat laut Vertretern der Gendertheorie keine natürliche Ursache. Genderaktivisten stellen im Gegensatz zu Queers konkrete politische Forderungen, weil sie mit der Dekonstruktion von Geschlechterrollen auch Machtpositionen aufbrechen möchten. Denn bisher sei es so, dass Frauen als das schwache Geschlecht klein gehalten würden.
Bis hierhin macht die Gendertheorie den Eindruck, als versuche sie Gleichberechtigung und Toleranz zu schaffen und Vorurteile abzubauen. Bei genauerem Hinsehen stellt man aber fest, dass die Gendertheorie diskriminierende Konsequenzen mit sich bringt und zudem auf falschen Prämissen beruht. Sie verfehlt damit ihr eigentliches Ziel.
Doch was genau ist an der Gendertheorie problematisch? Warum trägt sie zur Ausgrenzung von Menschen bei, anstatt zum friedlichen Miteinander? Diese Fragen beantworten wir in unserer kommenden Ausgabe „Kritik an der Gendertheorie“ am 11. September ab 12 Uhr als Podcast hier und um 19:04 Uhr auf Radio 91.2. |von Stefan Seefeldt