Vieraugengespräch Zum Thema Informationen kritisch hinterfragen

Informationen kritisch hinterfragen

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Es ist egal, ob man sich über die klassischen öffentlich-rechtlichen Medienanstalten, über private Medienhäuser oder sogar über Blogs und Webseiten im Internet informiert. Für ausnahmslos sämtliche Quellen von Informationen gilt: der Autor kann viel schreiben, wenn der Tag lang ist. Dazu kommt, dass nicht jeder Autor seriös ist und auf eine ausgewogene und neutrale Berichterstattung Wert legt. Oftmals sind Artikel mit erfundenen Zahlen und Daten gespickt, weil der Autor ein politisches, ideologisches oder gesellschaftliches Eigeninteresse besitzt, das er mithilfe von Manipulation durchsetzen möchte.

An jeden Text lassen sich jedoch gewisse Fragen stellen, mit deren Hilfe man die Seriosität nachprüfen kann:

  • Ist der Autor eines Textes im Internet bekannt oder anonym?
    Falls der Autor anonym bleibt, hat er möglicherweise etwas zu verbergen oder würde seine Aussagen selbst niemals öffentlich nach außen vertreten. Warum nicht? Wenn er korrekt recherchiert hat, dürfte er nichts zu verbergen haben. Ein seriöser Autor ist erreichbar und hat ein korrektes vollständiges Impressum auf seiner Homepage angegeben.
  • Welchen Grund habe ich, dem Autor zu glauben?
    Vielleicht verwendet er nachprüfbare Quellen zur Untermauerung seiner Thesen. Vielleicht ist er bewiesenermaßen Experte zum Thema. Vielleicht ist beides aber nicht der Fall.
  • Welchen persönlichen Bezug hat er zum Thema?
    Geht es z. B. um die Frage, wie sehr Kohlekraftwerke die Natur belasten, dürfte der Vorstand eines solchen Kraftwerks wohl eher kein guter Ansprechpartner sein, weil er nicht differenziert, sondern nur subjektiv im Sinne seines Unternehmens und seiner beruflichen Karriere argumentierten würde.

    ©adel/pixelio.de

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  • Was für andere Texte und Themen hat der Autor bearbeitet?
    Manchmal lässt sich dadurch eine bestimmte Systematik erkennen, wie differenziert er mit Themen grundsätzlich umgeht. Kommen auch mal Kritiker seiner eigenen Position zu Wort? Ist er auch kritikfähig und bereit, seine Meinung zu überdenken und zu modifizieren?
  • Benutzt ein Autor nachprüfbare Quellenangaben?
    Leider ist es häufig schwierig, die verwendeten Quellen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Ein Versuch kann allerdings nicht schaden. Hier hilft es, wenn man nicht nur einen Text zu einem bestimmten Thema liest, sondern mehrere Texte von verschiedenen Autoren, die unterschiedliche Meinungen zum Thema vertreten.
  • Kann man die genannten Zahlen und Fakten auch anders interpretieren? Wenn ja: wie?
    Ein ausgedachtes Beispiel: Jemand spricht sich gegen Religionsfreiheit aus und begründet seine Aussage mit dem Argument: „Jeder zweite Deutsche steht dem Islam kritisch gegenüber.“ Diese Aussage bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass jeder zweite Deutsche dem Islam positiv gegenübersteht.
  • Sind die verwendeten Argumente logisch? Begeht der Autor Zirkelschlüsse? Äußert er nur Behauptungen oder unbewiesene Thesen?
    Dies sind sicherlich die schwierigsten Fragen. Selbst Philosophen haben gelegentlich Probleme, Zirkelschlüsse und logische Fehler zu entdecken, weil man sie in einem gut geschriebenen langen Text sehr gut tarnen kann.

Neben diesen Fragen ist es wichtig, dass man sich nicht nur aus einer Quelle informiert (z.B. nur immer denselben Blog oder dieselbe Zeitung liest), sondern verschiedene Quellen konsultiert. Auch sollte man sich auf Autoren und Texte einlassen, die eine andere als die eigene Meinung postulieren. Es nützt nichts, bloß das zu lesen, was einem selbst gefällt und in der eigenen Meinung bestärkt. Kritisches Denken bedeutet immer das Hinterfragen der eigenen Position und damit Arbeit. |von Stefan Seefeldt

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