Während sich die Homosexuellen in Irland darüber freuen, dass sie ihren Partner oder ihre Partnerin heiraten dürfen, hinkt das vermeintlich liberale Deutschland hinter der Gleichstellung her. Dabei sprachen sich 2011 ca. dreiviertel aller Deutschen dafür aus, dass auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen.
Ob diese Zahl – ein Ergebnis der Studie „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ des Landes NRW – im Jahr 2015 noch aktuell ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Denn die Zunahme rechter und ultrakonservativer Kräfte in Deutschland (Pegida, der rechte Flügel der AfD, die CSU) lässt zumindest Zweifel daran aufkommen.
Auf der anderen Seite steht eine starke Community, die für ihre Rechte auf die Straße geht und konsequent Gleichstellung fordert. Teile dieser Community entwickeln ein eigenes „queeres“ Lebensgefühl, das ein heteronormatives Lebensmodell regelrecht auszuschließen scheint. Queer beschreibt längst nicht mehr nur das Lebensgefühl Schwuler und Lesben, sondern aller möglichen Lebens- und Liebesweisen, die von der Norm abweichen. Die Kategorie Gender (soziales Geschlecht) soll laut Aussage einiger Queer-Aktivisten keine oder nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, die man sich selbst aussuchen könne. Eine gendergerechte Sprache soll dabei helfen, Diskriminierungen im Alltag abzubauen.
Diese komplizierten und oftmals sehr akademischen Debatten und Forderungen können von manchen Menschen nicht mehr vollständig nachvollzogen werden. Konservative und traditionsbewusste Menschen fühlen sich teilweise davon angegriffen, dass ihnen nun versucht wird vorzuschreiben, wie sie zu sprechen haben.
Tatsächlich ist die Weise, in der eine Debatte über das Thema „Queer und Gender“ geführt wird, oftmals sehr engstirnig – auf beiden Seiten. Provokante Forderungen nach „Ampelfrauen“ und gendergerechter Sprache vermitteln das Bild: wir sind im Recht, diskutieren nicht darüber und setzen unsere Forderungen notfalls auch ohne die Zustimmung der breiten Masse durch. Eine erklärende Auseinandersetzung, die auf die Sorgen Konservativer eingeht, bleibt oftmals aus. Vielmehr wird die liberale Weltanschauung der queeren Community als fundamentale Wahrheit und einzig richtige Moral dargestellt. Verständnis für andere Sichtweisen scheint also teilweise auf beiden Seiten zu fehlen.
Im kommenden Vieraugengespräch versuche ich gegenzusteuern und herauszufinden, was hinter manch provokanter Forderung steckt, was man genau unter „queer“ und „gender“ zu verstehen hat und wie man eine Brücke zwischen konservativen und qeeren Menschen schlagen kann. Dazu habe ich mir den Queer-Aktivisten Jannis Steinke eingeladen. |von Stefan Seefeldt
Unser Vieraugengespräch ist am 14.06. um 19:04 Uhr auf Radio 91.2 und danach ab 20 Uhr jederzeit als Podcast hier und auf iTunes zu hören.
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