In diesem Artikel der Süddeutschen vom 23. Oktober 2014 wird berichtet, dass deutsche Unternehmen trotz des NSA-Skandals Daten bei US-Firmen lagern. Den Unternehmen sei durchaus bekannt, dass die US-Firmen durch den „Patriot Act“ gezwungen werden könnten, die Daten der NSA mitzuteilen. Dennoch werde diese Art der Datenspeicherung – es geht um das Auslagern der Daten in eine Cloud – immer beliebter. Nach dem Bekanntwerden der NSA-Affäre sei es nicht so, dass die amerikanischen Firmen wie Amazon, Google oder Dropbox Inc. einen Rückgang an Kunden zu verzeichnen haben. Deutsche Anbieter als sinnvolle Alternative mit entsprechenden Servern, die nicht in den USA stehen, suche man vergeblich.
Doch warum gehen deutsche Unternehmen das Risiko ein, dass ihre Daten ausspioniert werden? Laut der Süddeutschen nicht zuletzt aus Mangel an Alternativen. Der herbeigezogene Experte Helmut Krcmar (Professor für Wirtschaftsinformatik an der TU München) verdeutlicht, dass einerseits Resignation herrsche. Man habe das Gefühl, sowieso überwacht zu werden – gleichgültig, wo die Server stehen. Andererseits sei es wirtschaftlicher, auf Cloud-Lösungen von US-Anbietern zurückzugreifen.
Hier stellt sich allerdings die Frage, ob Resignation ein gutes Argument ist, um so sorglos mit sensiblen Daten umzugehen. Welche Folgen hat es, wenn man aus Mangel an Alternativen und wirtschaftlichen Gründen keine Konsequenzen aus dem Spionageskandal zieht?
Klar scheint zu sein: deutsche Unternehmen stehen mit ihrer Haltung nicht alleine da. Auch die meisten Privatpersonen haben keine Konsequenzen aus dem Abhörskandal gezogen. Facebook und WhatsApp werden weiterhin eifrig genutzt und viele persönliche Details landen in den Timelines. Auch immer mehr Privatanwender nutzen aus Bequemlichkeit Cloud-Lösungen für ihre Daten – ohne darauf zu achten, welche Daten sie in die große Wolke laden.
Das Sendungsbedürfnis der Deutschen ist groß, während das Reflektieren über das eigene Nutzerverhalten oftmals ausbleibt. Von der Tragweite und Gefahr, die sich daraus ergibt, will kaum jemand etwas hören. Das Problem scheint zu abstrakt zu sein.
In einer Woche – am 31.10.14 ab 18 Uhr – feiert die erste Ausgabe des Vieraugengesprächs Premiere. Mein Gesprächspartner Can Keke und ich werden darin über die praktischen Auswirkungen der NSA-Überwachung sprechen und erklären, warum es ganz praktisch in unserem eigenen Interesse liegen sollte, sorgsam mit unseren Daten umzugehen und nicht ausspioniert zu werden. Wir spüren wirklich nichts davon, dass wir überwacht werden und handeln nicht illegal. Warum wir dennoch in unserer Freiheit beschnitten werden, klären wir in der ersten Folge des Vieraugengesprächs.
Wir wissen, dass das Interesse für dieses Thema nachgelassen hat. Genau deshalb setzen wir an diesem Punkt an und bereiten die Thematik in einem Gespräch unter vier Augen entsprechend auf. Wir laden euch ein, uns zuzuhören. |von Stefan Seefeldt