Vieraugengespräch Zum Thema 2015 kamen die Krisen zu uns

2015 kamen die Krisen zu uns

FotoHiero 2016

2015 war ein sehr turbulentes Jahr. Dass es die Krisen sind, die besonders in Erinnerung bleiben, ist nicht nur dem Pessimismus der Deutschen geschuldet, sondern auch der medialen Berichterstattung. In den Medien sorgen Skandale für eine größere Aufmerksamkeit als schöne Ereignisse. Mit ihnen lässt sich mehr Geld verdienen und der geneigte Leser/Hörer/Zuschauer auf die eigenen Inhalte locken. In Zeiten des Internets kann man mit Live-Tickern und Live-Streams Informationen nahezu in Echtzeit übertragen. Entsprechend groß geworden ist der Druck und Konkurrenzkampf für die Medien und ihre eigentlich zur hintergründigen Recherche aufgerufenen Journalisten. Es ist also keine Überraschung, dass die schlimmen Ereignisse des Jahres im Vordergrund der Berichterstattung standen und ebendiese Berichterstattung manchmal ziemlich maßlos ablief. Außerdem mag der Mensch Sex, Mord und Katastrophe.
2015 ist gefühlt ein besonders blutiges und aggressives Jahr gewesen. Das liegt nicht nur an der Berichterstattung, sondern auch daran, dass viele Katastrophen und Krisen in unserer Nähe stattfanden. Die eigenen Probleme berühren uns einfach viel stärker als das Leid irgendwelcher weit entfernter Völker in Afrika oder dem nicht allzu Nahen Osten. Doch wir mussten feststellen, dass politische, wirtschaftliche und militärische Entscheidungen in anderen Ländern konkrete Auswirkungen auf unsere Sicherheit und unser Leben hier bei uns haben. Ein von Deutschland und Frankreich durch Waffenexporte unterstützter Konflikt in Syrien hat eine große Flüchtlingswelle und den Zorn islamischer Extremisten zur Folge gehabt.

©FotoHiero/pixelio.de

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Das Eine hatte eine massiv gestiegene Fremdenfeindlichkeit zur Folge. Das Andere entlud sich in zwei Anschlägen Anfang und Ende des Jahres in Paris, was wiederum den Fremdenhass beim nicht-denkenden Teil der Bevölkerung steigerte. Das Eine trägt noch immer zum Bruch der Europäischen Union bei, weil die meisten Mitgliedsstaaten durch ihre verweigerte Unterstützung die Werte der EU verraten. Das Andere trägt zum Verrat der abendländischen Werte bei, die von den selbsternannten Hütern des Abendlandes angeblich geschützt werden wollen.

Doch weder die Welt insgesamt, noch Teile davon sind im Jahr 2015 untergegangen. Wir dürfen in Deutschland noch immer einen Wohlstand genießen, der uns mittlerweile als selbstverständlich erscheint, obwohl er das nicht ist. Obwohl die Unruhen dieser Welt bedrohlich nah an uns heranrücken, geht es uns noch vergleichsweise gut. Von den durch Krieg traumatisierten Flüchtlingen, den durch Armut bedrohten Griechen und der durch Umweltzerstörung geplagten Natur kann man das nicht gerade behaupten. Statt zu klagen und zu verzweifeln, sollten wir gelassen auf das Jahr 2016 blicken. Denn wenn eine Sache deutlich gemacht werden sollte, dann, dass Hysterie und unkontrollierte Emotionen bloß Probleme schaffen, anstatt sie zu lösen. |von Stefan Seefeldt

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